Amalie war unruhig, wie immer zu dieser Zeit des Jahres. Es war nun schon über zwei Jahre her und doch... Sie schüttelte den Kopf und erhob sich. Sie musste raus aus der Dienststube, den Kopf frei bekommen von den düsteren Gedanken.
Sie ging zu den Ställen, nur um festzustellen, dass ihr Stute gerade in den fähigen Händen von Siegbert dem Schmied war, der ihr neue Eisen verpassen sollte. Also nichts mit einem stürmischen Geländeritt. Leicht gefrustet, umrundete sie die Ställe und marschierte in Richtung Übungsplatz, als ihr Blick auf die friedliche, kleine Kapelle fiel, die für das Seelenwohl der Soldaten Nürnbergs errichtet worden war.
Die Offizierin blieb stehen stieß den Atem aus und blickte von der Richtung, in der sie unterwegs gewesen war, zur Kapelle und wieder zurück. Vielleicht sollte sie hineingehen und beten? Eine Kerze anzünden für ihr Kind, dass das Licht der Welt nie erblickt hatte? Für gewöhnlich kam ihr Geist zur Ruhe, wenn sie ein Gotteshaus betrat. Es erschien ihr auf einmal die bessere Idee, als sich so lange mit Leibesübungen zu verausgaben, bis sie zu müde war, um weiter zu grübeln. Wenn es nichts half, konnte sie mit Plan B immer noch weitermachen.
So schlug sie also den schmalen gepflasterten Pfad ein und betrat die Kapelle. Zu ihrer Überraschung fand sie Turid in der Kapelle vor, die vorne am Altar zu putzen schien. //....?//
Für einen Moment überlegte sie wieder hinaus und doch auf den Übungsplatz zu gehen. Aber was sollte das schon? Sie wäre sich unendlich feige erschienen, denn jeder hatte das Recht dem HERRN seinen Dienst auf seine eigene Weise zu erweisen, wann immer er oder sie wollte. Auch wenn es Amalie sichtlich irritierte, dass Turid dies tat. Wie sie sehr wohl wusste hielt die Freundin nicht viel von der Aristotelischen Kirche und vertraute mehr auf die alten, nordische Götter von dort, wo sie her stammte.
Wenn Turid hier also ihren Dienst verrichtete, dann musste sie ihr Gründe haben. Amalie beschloss sie erst mal nicht zu stören und kniete sich erst einmal in eine der hinteren Bänke, umfasste das Symbol ihres Glaubens, dass sie in der Regel immer unter dem Hemd trug und nun nahezu lautlos hervorgezogen hatte, und versank in ein stilles Gebet.
~*Oberleutnant Ladyamalie von Cronenburg*~ Ritter im Orden der Ewigen Eiche Freifrau von Creußen Sv. Sicherheitsoffizier der Nürnberger Armee ~*Non suscita leonem, nisi suum ludum lusitare paratus es.*~
Stirnrunzelnd betrachtete Turid den vorderen Kapellenbereich, wodurch ihr das leise Eintreten Amas zunächst entging. Nunja, das sollte doch nun eigentlich genügen, stellte sie für sich fest. Das Tuch nun wieder wegsteckend, das sie zum Entstauben genutzt hatte.
Danach erst drehte sie sich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Verblüfft blickte sie Ama an, die dort weiter hinten saß und anscheinend betete. Verlegene Röte stieg in ihren Wangen empor. Immerhin nicht dieser Monsenore irgendwas von dem ich einmal gehört habe, schoss es ihr wenig tröstlich durch den Kopf. Wobei das wohl vermutlich auch Teil dessen war, was sich die Götter erdacht haben mussten, um sie für ihre kürzlich erst gezeigte Feigheit zu strafen. Das würde ihnen zumindest ähnlich sehen. Auf der Miene der Unteroffizierin zeigte sich leicht Resignation. Sie schluckte und stählte sich innerlich bevor sie auf Ama zu und den kurzen Gang hinunter ging. "Oberleutnant...", sagte sie leise mit einem knappen Gruß und einer an die Schläfe geführten Hand.
Leutnant Ritter Turid von Thorstein Akademieleiterin stellv. SK von Rothenburg Rothenburg im Herzen die Sicherheit im Sinn Sanitäterin, Armeewissenschaftlerin
Amalie beendete ihr Gebet, schaute auf und hob die Rechte an die Schläfe, um den Gruß zu erwidern "Stabsfeldwebel"
Sie erhob sich ruhig und strich den Uniformrock glatt. "Ungewöhnlich dich an diesem Ort zu sehen", stellte sie fest. Die blaugrünen Augen richteten sich neugierig auf Turids Gesicht. "Auch wenn ich sagen muss, dass der Altar wohl nie so sauber war wie heute." Eiin leichtes Schmunzeln stahl sich auf die Lippen der Offizierin. Das Ernst bleiben war einfach nichts für sie. Es entsprach einfach nicht ihrer Natur.
"Gibt es einen Grund für deinen Putzwahn, oder hast du etwas angestellt und Archi hat dir eine Strafe der besonderen Art auferlegt?"
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Sie fühlte sich tatsächlich ertappt. Der Blick der Nordfrau wich dem der Freundin einen Moment aus. Sie atmete tief durch und sah erst dann Ama wieder in die Augen: "Nicht der AK, nein. Wobei er vermutlich auch Grund dazu gehabt hätte, wenn er es wüsste." Sie konnte nicht vermeiden, dass ihre Stimme leicht gepresst klang. "Ich war hier um ein Geas zu erfüllen. Die Götter mögen weder Feiglinge noch Lügner. Nur kann man eben nicht immer aus seiner Haut und dann ist es besser, hinterher den Preis zu bezahlen.", sprach sie dann den wahren Grund ihrer Anwesenheit aus, "Es ist nie einfach einer solchen Schuld zu begegnen. Man muss an den Ort gehen, den man ganz sicher nicht aufsuchen möchte und etwas tun, was einem völlig widerstrebt." Sie atmete noch einmal tief durch, "und wenn die Götter der Meinung sind, dass das noch nicht genügt, schicken sie meist noch jemanden, der Augenzeuge der Schmach wird..." Dieses Mal war der Blick, den sie Ama zuwarf ein wenig gequält. "Nun, aber ich hatte wohl Glück, dass es kein Kirchendiener war, den sie auswählten..."
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Aufmerksam hörte Amalie der Freundin zu, zwischendurch begleitet von einem Stirnrunzeln, wenn sie sich bemühte den Gedankengängen, die ihr fremd waren, zu folgen. Sie kannte sich mit dem Glauben der Nordmänner und -frauen nicht sonderlich aus. Das war kein Geheimnis. Sie war von Geburt an im aristotelischen Glauben erzogen worden. Daher hatte sich ihr die Frage nach Formen des Glaubens nie gestellt. Zumal ihre Grundhaltung - abgesehen von ihrem gefestigten, persönlichen Glauben - eher weltlich ausgeprägt war.
Ihre persönlichen Erfahrungen hatten sie Toleranz gegenüber Andersgläubigen gelehrt. Amalie dachte da sehr praktisch orieniert: Weder Tod noch Leben machten einen Unterschied zwischen den Religionen. Menschen wurden geboren, wuchsen heran und starben. So einfach war das für sie.
"Hm..." Die blaugrünen Augen forschten in Turids Gesicht, wo sie hauptsächlich Scham und Qual fanden. So ganz wurde sie nicht aus ihren Worten schlau. Das musste sie zugeben. Sie strich sich eine der Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus der strengen Knotenfrisur geschummelt hatte.
"Du hast also gelogen und warst feige. Und darum spielst du hier den Putzteufel, um dich selbst zu bestrafen, bevor es der AK tun kann. Hab ich das soweit richtig?"
Sie wartete kurz die Antwort der Freundin ab, ehe sie ihre Schlüsse aus der Situation zog. "So wie ich das sehe, habe ich nun vier Möglichkeiten:
Nummer 1 - Ich tue so als wäre ich nie hier gewesen und hätte nichts bemerkt. Aber das würrde mich selbst zur Schuldigen machen und mein Gewissen belasten.
Nummer 2 - Ich lasse dich in Frieden deine Buße tun. Ein Geas erfüllen, nanntest du es, richtig?
Nummer 3 - Ich schleife dich vor den AK und lasse ihn deine Bestrafung bestimmen. Unglücklicher Weise befindet er sich heute auf der Burg...
ODER Nummer 4 - Ich gebe dir die Gelegenheit den Umstand der Feigheit durch eine mutige Tat, wie zum Beispiel einen Kampf gegen einen ebenbürtigen Gegner, aus der Welt zu schaffen.
Die Wahl triffst du."
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Mit jedem Wort Amas wurde Turid eine Spur blasser im Gesicht. Als sie die Möglichkeiten aufzählte, sackte der Unteroffizieren unfreiwillig der Unterkiefer Stück für Stück herunter. Das konnte Ama doch unmöglich ernst meinen, oder? Wilde Gedanken zuckten durch ihren Geist, Was soll ich nur tun? Mit einem Ruck schloss sie erst einmal den Mund wieder und schluckte dann erst. Alles Momente, in denen man Zeit zum Nachdenken erhaschen konnte. "Du schlägst ein Duell mit dem Burggrafen vor?", rutschte es ihr dann aber doch etwas fassungslos heraus. Er war es schließlich, bei dem sie eigentlich in der Schuld stand und nicht etwa beim AK. "Das geht nicht, Ama. Es ist meine Pflicht ihn zu schützen und nicht, mich mit ihm zu duellieren. Da könnte ich ja gleich noch Eidbruch auf meine Liste setzen.", merkte sie noch trocken an.
Sie zog die Stirn in Falten. "Vermutlich solltest Du mich einfach zu Archi schleifen, damit er meine Bestrafung übernimmt und mich aus der Armee wirft." Sie senkte den Blick und betrachtete ihre Stiefelspitzen. Es half nichts zu klagen, schließlich hatte sich dies alles hier ja selber eingebrockt.
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Unwillkürich zuckten Amalies Mundwinkel nach oben. Sie bemühte sich nach Kräften nicht lauthals los zu lachen. Aber es gelang ihr nur leidlich, so dass ein amüsiertes Glucksen die Folge war. "Also ich meinte nicht unbedingt, dass du dich mit dem Burggrafen duellieren solltest. Ich war eher auf einen guten Kampf auf dem Übungsplatz aus. Selbstverständlich mit stumpfen Waffen, denn es wäre unverzeihlich eine gute Freundin und hervorragende Offizierin bei einer einfachen Waffenübung zu verlieren."
Freundlich blickte sie Turid in die Augen. "Ich denke du hast genug hier geschrubbt. So sauber war die Kapelle nicht mal direkt nach dem Aufbau. Lass uns auf den Übungsplatz gehen ein bisschen Dampf ablassen. Das hilft ungemein. Zumindest ich fühle mich danach immer wesentlich befreiter." Auffordernd ruckte der Kopf der Offizierin in Richtung Tür. "Was meinst du? Sollen wir es wagen?"
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Dieses Mal hatte Turid den Schritt aus anderen Gründen verlangsamt also sonst, wenn sie sich der Kapelle näherte. Sie hatte sich schlicht der Geschwindigkeit der Älteren neben sich angepasst. Diese war bei weitem nicht mehr flott auf den Beinen, so dass der stramme Schritt, den die Offizieren sonst an sich hatte, heute nicht zu erkennen war. Das Gefühl des Unbehagens aber, dass Turid immer hatte, wenn sie hier auch nur in die Nähe kam, war heute doppelt so stark. Dies lag dieses Mal nicht nur an der Kapelle, sondern im besonderen Maße daran, dass ihre Begleitung die neue Geistliche der Kaserne sein sollte. Beten! Sie hatte mich aufgefordert zu beten! Oder gar beichten! Schoss es Turid einmal mehr durch den Kopf. Mühsam kontrollierte sie ihre Atmung und versuchte einmal mehr die aufkommenden Erinnerungen an ihren letzten Klosteraufenthalt und die lästige Nonne dort zu verdrängen. Die Schultern straffend und noch einmal tief durchatmend, um sich selbst und ihre schlechte Laune im Zaum zu halten, sprach sie Sybilla schließlich an: "So, da ist sie. Allerdings dürfte es drinnen reichlich staubig sein. Die Soldaten haben besseres zu tun, als Kapellen zu putzen." So ganz konnte sie dabei die Abneigung gegen diesen Ort aber wohl leider nicht aus ihrer Stimme heraushalten. Dass sie selbst vor ein paar Monaten es war, die genau diese Kirche auf Hochglanz polierte, würde sie der Frau aber nun nicht auf die Nase binden. Nein, ganz und gar nicht, entschied sie. Ob von dieser Putzaktion nun noch etwas zu sehen sein würde, wusste sie auch nicht. Somit blieb die Hoffnung, dass dies gar nicht erst auffallen würde.
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Der Soldat Friedrich war nach dem Befehl von Leutnant Turid sofort losgerannt und hatte einen Krug mit Wasser geholt. Diesen brachte er nun im Eiltempo zur Kapelle. Dort kam er kurz vor Leutnant Turid zum stehen. Frau Leutnant ich bin zurück und habe Wasser mitgebracht. Er schaute sich nach links und rechts um. Ähm...was soll ich nun damit machen?
Diese Kirchenfrau machte es Turids Ehrgefühl alles Andere als leicht. Da entschuldigte die sich auch noch, was nun bedeutete, dass auch Turid wohl ein wenig würde zurückstecken müssen. "Schon gut, Ihr seid eben was Ihr seid.", murrte sie leise, "Aber könntet Ihr bitte akzeptieren, dass ich kein Kind mehr bin? Ich habe nicht nur einen Mann an meiner Seite und bin Mutter zweier Kinder, sondern eben auch Soldatin dieser Armee. Bitte respektiert das.", kam es dann recht nüchtern. "Mein Namensgeber, Thor ist ein Gott, der die Menschheit vor dem Unbill gefährlicher Kreaturen beschützt, aber auch für seine Wut und seinen Zorn bekannt ist. Zugleich sorgt er aber auch dafür, dass der Boden fruchtbar bleibt und sich das Leben mehrt. Meine Schutzpatronin Freya, ist eine Kriegsgöttin, die sich aber auch um die Opfer auf den Schlachtfeldern kümmert. Zum Teil nimmt sie sie mit in die Hallen der Götter oder führt ihnen Hilfe zu.", erklärte sie dann so ruhig, wie es ihr eben möglich war. "Sie erwarten von einem Mut, Tapferkeit, den Willen die Schwachen zu verteidigen auch dann, wenn es das eigene Leben kosten sollte. Es gilt Aufrecht und ehrlich zu sein, anderen beizustehen, zu verteidigen und auch den Verwunderten zu helfen. Auf der anderen Seite aber auch das Leben gedeihen und wachsen zu lassen." Der Blick war nun leicht herausfordernd, der nun auf der Frau lag. Während sie sprachen, hatte Turid Sybilla weiter zur Kapelle hin geleitet, wo der Soldat sie bereits mit dem Krug Wasser erwartete.
Was war denn das nun für eine Rückfrage des Soldaten? Für einen Moment konnte sie einen ungläubigen Blick nicht unterdrücken. Dann fasste sie sich. "Soldat Friedrich, was meint Ihr denn, warum Ihr auch einen Becher mitbringen solltet? Damit die Dame hier einen kühlen Schluck Wassers trinken kann. So einfach ist das.", sprach sie ihn dann an. Die Offizieren seufzte leise. "Vielleicht wollt Ihr dieses drinnen auf den großen Tisch vorne hinstellen?", fügte sie dann an, "... oder wie auch immer das Ding da vorne heißen mag...", fügte sie dann halb gemurmelt hinten an.
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Kinder, ausgerechnet! Nun hat die andere es tatsächlich geschafft, Sybilla aus dem Gleichgewicht zu bringen und für einige Augenblicke steht das Mundwerk still während sie der Soldatin in die Kapelle hinein folgt.
Turids weiterem Bericht über ihre Götter lauscht sie durchaus interessiert. Auch wenn sie einst durchaus ihren Streit mit Gott gehabt hatte, so war ihr doch nie der Sinn gekommen, andere Götter zu suchen. Noch dazu mehrere. Das klingt nach einem ganz ordentlichen Durcheinander.
Dann erfolgt ein kurzer Wortwechsel mit dem armen Kerl, der einen Krug Wasser brchte und nun muss die Geistliche doch einschreiten. "Nein ,Nicht auf dem Altar! Das ist kein Wirtshaustisch. Setzen wir uns doch in eine der Bänke. Das ist bequem genug denke ich doch. Der 'Tisch' da ist der Altar, da wird die Messe gefeiert!"
Sie packt die Soldatin am Ärmel und zerrt sie in Richtung der Kirchenbänke, was angesichts der Kräfteverhältnisse eher rührend wirkt denn effektiv.
"Aber sag, wenn dein Gott für seinen Zorn bekannt ist und diese andere Göttin eine Kriegsgöttin ist. Wo bleibt denn da Raum für Liebe? Zwischenden Menschen? Aber auch die Liebes Gottes, der uns ja immerhin das Leben schenkte? Geht es bei deinem Glauben immer nur um Kämpfe?"[/code]
Das Schweigen der Frau interpretierte Turid allerdings ein wenig anders. Für sie war das schlicht die Bestätigung, dass diese nun verstanden habe und nun wohl ein wenig respektvoller sein würde. So nickte die Soldatin schlicht zufrieden in sich hinein.
Das Einschreiten des Weibes in ihre Anweisungen an den Soldaten aber, ließ Turid dann doch wieder leicht verzweifelt die Augen verdrehen. Schließlich aber deutete sie leicht entnervt in Richtung einer der Kirchenbänke, dass Friedrich den Krug dort abstellen möge.
Sicherlich hätte sie dann auch die Hand der alten Frau abschütteln können, doch musste sie hier ja nun mit gutem Beispiel voran gehen, da sie ja schließlich mit Sybilla nicht alleine war. So folgte sie dieser mit sichtlichem Unbehagen zu der Kirchenbank hin, die die Andere ansteuerte. Das war einfach keine Umgebung, in der sich die Nordfrau wohlgefühlt hätte. Obwohl sie sich also mitziehen ließ, setzte sie sich jedoch nicht gleich hin. Schließlich hatte sie noch ihr Schwert an der Seite, mit dem sie auf dem Übungsplatz hatte trainieren wollen. So nahm sie leicht knurrig also erst einmal das Schwertgehänge ab, legte es auf den Boden und setzte sich dann erst zur Geistlichen in die Bankreihe hinein. Nein, das fühlte sich nicht richtig hier an. "Ihr versteht das nicht. Die Götter schenkten uns alles, was es braucht, damit neues Leben entsteht. Dazu auch die Freude daran, das Vertrauen und die Liebe zur eigenen Familie und seiner Heimat. Das ist es, was Thor uns vermittelt, wenn er die Menschen verteidigt vor den Riesen Muspelheims und Niflheims unser aller Heimat bedrohen. Doch zeigen die Götter uns auch, dass es niemandem gegeben ist, einfach nichts tun zu dürfen und besonders viel erwarten zu dürfen. Man muss für sein Wohlergehen und das der Seinen auch etwas tun. Wenn Ihr so wollt, dafür kämpfen. Aber auch das hat mit der Liebe zur eigenen Familie zu tun. Die Götter selbst haben es nicht mit Gefühlsduselei. Sie erwarten von uns viel mehr, dass wir uns beweisen, etwas aus unserem Leben machen. Nur dann ist es den Menschen gegeben, einst nach Asgard in die Halle der Götter einziehen zu dürfen.", führte sie dann mit nicht wenig Stolz in der Stimme weiter aus. Für sie war das einfach richtig so, wenngleich ihr eigener Vater dies stets völlig anders gesehen hatte. Doch diese Tatsache schob Turid bei Seite. Zuletzt hatte die Nonne im Kloster versucht, sie damit aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nun durfte sie aber eine solche Schwäche nicht zeigen und hatte auch nicht vor, dies zu tun.
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Mit einem fast unmerklichen Stirnrunzeln wird das Ablegen der Waffen beobachtet. Was diese jungen Frauen heutzutage nur an Waffen und Kämpfen finden. Doch ihr ist klar, dass es jeden Zugang zu Turid blockieren würde, wenn sie nun auch noch gegen Waffen spräche.
"Nun, damit haben wir etwas gemeinsam. Auch mein Gott schenkt uns alles was wir brauchen. Aber glaubst du wirklich an die Existenz von Riesen? Oder sind das nur Symbole für das Böse was uns Angst macht?"
Sie grübelt einen Moment über diesen gedankengang. Vielleicht sind Turids Riesen ja nichts anderes als die Dämonenprinzen der Sünde.
"Siehst du, auch wir Aristoten kennen Engel und Heilige, die gegen ds Böse gekämpft haben um die Menschen zu schützen. Aber am wichtigsten ist es, dss wir selber immer gegen die Versuchungen durch das Böse kämpfen. Wobei das nicht mit dem Schwert geschieht, sondern mit den Tugenden. Wer maßvolllebt, in Harmonie mit seiner Umwelt, wer Liebe gibt, Freundlichkeit, der besiegt das Böse was uns zum Egoismus verführt."
Wieder denkt sie etwas nach. "Was genau muss man denn leisten um nach Asgard zu kommen?"
Dieses wie auch immer geartete Stirnrunzeln der Frau bekam Turid zum Glück nicht mit, da sie auf ihr Tun konzentriert gewesen war. Sybilla schließlich etwas Wasser einschenkend, reichte sie ihr den Becher, wobei ihr eigenes minimales Zucken von der Wasseroberfläche verraten wurde, als diese die Existenz von Riesen anzweifelte. "Feuerriesen könnt Ihr in brennenden Bäumen tanzen sehen, wie sie gierig um sich greifen und alles um sich in sich aufnehmen wollen. Sie vermögen ein ganzes Haus zu zermalmen.", kam es mit leiser und zittrig werdender Stimme. Mit einem Male blass und anscheinend schwach und zittrig geworden, setzte Turid den Becher eilig auf der Bank ab, da verschüttetes Wasser nun wahrlich zu verräterisch wäre. Sie sollte nun wirklich diese Angst so langsam hinter sich lassen. Doch das war nicht so einfach. Noch immer sah sie in Angstträumen das brennende Gehöft der Eltern vor sich aus dem sie so knapp entronnen war. Turid biss sich auf die Lippen, um sich wieder zu sammeln und auf die Worte des Weibes zu konzentrieren.
Den Part mit den Engeln und Heiligen hatte die Soldatin nur halb wahrgenommen. Sie hatte einmal Darstellungen dieser gesehen. Allesamt waren das sanfte Gesichter gewesen. Fast wie die von Kindern. Zu schwach und weich, als dass diese wirklich gegen die Mächte aus den dunklen Reichen hätten kämpfen können. Auch die Tugenden verband Turid nicht gerade mit Stärke und Tatendrang. Es war einfach alles so weich an diesem Glauben, so dass die Nordfrau leicht das Gesicht verzog.
Die Zeit, die die Geistliche brauchte, um nachzudenken, gab genügend Gelegenheit, um die eigene Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen und die beschädigte Mauer in ihrem Inneren wieder zu flicken und aufzurichten. Sie blickte der anderen in die Augen und erwiderte mit einem leichten Achselzucken: "Man muss es den Göttern gleichtun. Leben schenken und wenn es irgend geht, in einem ehrenvollen Kampf sterben. Die Götter mögen keine Feiglinge."
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Feuerriesen? Das konnte die Soldatin doch nun wirklich nicht ernst nehmen. "Feuer ist Feuer. Es ist eine Naturgewalt, aber ganz sicher nichts lebendiges, denkendes, planendes." Dann fällt ihr auf, wieviel von ihrr Selbstsicherheit Turid bei der Erwähnung von Feuer verloren hat. "Du hast schlimme Erfahrungen mit Feuer gemacht? Ein Brand?"